Der Faselhannes

Weißnarren

Wenn sich am Gumpigen Donnerstag oder am Fasnetsmontag die vielen Teilnehmer der Fasnetsumzüge durch die Innenstadt bewegen, dann sticht neben den vielen Schrättele die Gruppe der Weißnarren durch ihre große Anzahl und ihr Häs hervor. Grund genug, diese zwei Masken etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Sowohl Faselhannes als auch Narro werden wegen ihres kunstvoll bemalten oder einzigartig bestickten Häs als Weißnarr bezeichnet. Beide Masken gehören nicht ohne Grund zu den edelsten Narrenfiguren des gesamten Oberlandes und repräsentieren den Frühling und Sommer.

Der Ausschuss der Weißnarren setzt sich dabei wie folgt zusammen:
Maskenbeauftragte: Zunftrat Stefan Mutter und Nico Hauff
Maskenobfrauen der Weißnarren: Sabine Eichhorn, Mona König und Birgit Falter
Maskenbetreuerinnen: Alex Stärk, Barbara Pfeilsticker, Christine Gessler, Juliane Dobner, Lucia Hage, Michaela Scheible, Mona König, Cornelia Sägmüller und Simone Fackler

Ihren Ursprung…

haben beide Maskentypen Mitte der 1930er Jahre. Davor gestaltete sich die Waldseer Fasnet als Theater-Fasnet, ohne die heutigen Masken. Der Elferrat startete 1930/31 eine Initiative zur Neuorganisation der närrischen Tage in Waldsee. Daraufhin zeichnete der Künstler Sepp Beyerle 1934 auf Anregung des damaligen Elferrats und Narrenschreibers Theo Rieger Entwürfe für eigenständige Masken. Zunächst dachte Rieger an ein Federle, der ihm aus den Waldseer Hexenprozessen bekannt war und an einen Faselhannes, dessen Namen er dem Buch „Waldsee und seine Vorzeit“ entnahm.

Am 28. Februar 1935 schlug letztlich die Geburtsstunde der Waldseer Masken. Den ersten Faselhannes übernahm Rieger für sich selbst, den zweiten bestellte Karl Brauchle und das erste Federle bekam Robert Schiele. Diese Drei sprangen schließlich 1935 als erste Waldseer Masken in der Fasnet. 1936 kam als Begleiter des Faselhannes der Narro hinzu. Zu ihnen gesellten sich über die Jahre die weiteren Masken wie wir sie heute kennen.

Der Faselhannes…

in dessen Namen schon närrische Neckerei steckt, hat seinen Namen vom “Faseln”. Dahinter verbirgt sich so viel wie närrischen Unsinn reden, seinen Gegenüber auf die Schippe nehmen. Dabei trägt er eine männliche Larve mit spitzer Kapuze. Das weiße Häs ist mit individuellen Frühlingsmotiven geschmückt. Die von Schläue symbolisierenden Fuchsschwänze rahmen dabei die Maske ein. Während dem Umzug springt er den Narrensprung zu den Klängen des Narrenmarsches. Dabei erklingen die vielen Schellen, welche er über Kreuz über den Schultern trägt. Der bei den heimischen Sprüngen mitzuführende Narrenspiegel macht die Besonderheit des Faselhannes aus. Er beinhaltet Bürgerstreiche oder lustige Geschehnisse von Personen, welche sich über das Jahr in der Stadt zugetragen haben. Diese trägt er in Reimform dem Publikum während oder nach dem Umzug vor. Illustrationen im Narrenspiegel verstärken dabei die Schilderungen.

Dieser schöne Brauch wird leider nur noch von viel zu wenigen Hästrägern zelebriert. Es ist schade, dass die lustigen Geschichten aus dem Stadtgeschehen viel zu selten als närrische Zeilen in den Narrenspiegel wandern. Daher wäre es besonders wünschenswert und sicherlich zur Freude aller, wenn der Narrenspiegel wieder öfters auf der Straße gesichtet werden würde. Die Narrenwurst, am Ledergürtel befestigte bunte Tücher, eine gefüllte Pralinenschachtel, weiße Handschuhe und schwarze Lederschuhe komplettieren den Faselhannes. Die Narrenwurst dient zudem als verlängerter Zeigefinger, denn dem Faselhannes obliegt das Rügerecht.

Die Fasnet…

In Waldsee wird durch das sogenannt G’schellabstaube eingeläutet, hier dürfen die Weißnarren mit ihrem G’schell nicht fehlen. Sie werden aus dem Schrank geholt und vom Sammlervölkle gründlich abgestaubt, damit sie für die bevorstehende Fasnet parat sind. Ein wichtiges Attribut des Faselhannes ist der bereits erwähnte Narrenspiegel. Um die aktuellen Ereignisse aufzubereiten und evtl. auch für die anstehende Maskenabnahme vorbereitet zu sein, trifft man sich am Mittwoch nach Dreikönig in der Ölmühle. In netter und gemütlicher Runde werden in etwa eineinhalb Stunden Ideen gesammelt, um sie im Anschluss in Reimform zu bringen, so dass die alten und neuen Narrenspiegel für die anstehende Fasnet einsatzbereit sind. Die Teilnehmer erhalten dabei professionelle Tipps und Tricks rund um den Narrenspiegel. Auch Faselhannes, welche schon länger dabei sind, sind zu diesem Termin herzlich eingeladen.

Den nächsten großen Auftritt haben die Weißnarren am Mittwoch vor der Fasnet, wenn um Mitternacht die Schrättele um das Feuer tanzen und ihre Besen aufstecken. Mit den Klängen des Narrenmarsches springen die Weißnarren heran und vertreiben die Schrättele, um im Anschluss dann selbst einen Kreis um das Feuer zu bilden.

Der nächste Tag bringt die Fasnet endgültig in die Stadt. Wenn sich am Gumpigen morgens die Hästräger bei den Schulen treffen um mit Hilfe der Zunfträte, der Garde, den Kanonieren sowie den Musikgruppen die Schüler aus dem Unterricht zu befreien. Anschließend geht es in zwei großen Zügen, die sich an der Stadthalle treffen mit den Schülern und Lehrern durch die Stadt zum Wächsebrauch. Von da an herrscht in der ganzen Stadt buntes Treiben, bei dem die Weißnarren – sei es Faselhannes oder Narro- ihren Anteil haben.

Der Umzug um 14 Uhr ist närrisches Gebot und die Maskenbetreuer der Weißnarren haben die Aufgabe die vielen vielen Maskenträger und die kleinen Weißnarren in der richtigen Reihenfolge, in zwei oder drei Gruppen bei den jeweiligen Musikkapellen unterzubringen. Der Narr beherzigt das stimmige Häs mit allen Utensilien sowie schwarze Schuhe, weiße Handschuhe usw.

Was wenn ein Fuchsschwanz oder Tücher verloren gehen? – Bei diesen Fragen kann man sich an die Maskenbetreuer wenden. Als Erkennungsmerkmal dient eine rote Armbinde.

Am Fasnetsmontag ist es ähnlich. Zu den heimischen Gruppen stoßen dann befreundeten Zünfte, so dass auf einen zügigen Ablauf geachtet werden muss.

Damit der Brauch der Waldseer Fasnet weitergetragen wird, gehen die Masken, so auch die Weißnarren, zu den Kurgästen im Maximilianbad und in die Kindergärten oder beim Kinderball. Die kleinen Narren lernen auch bei den Kinderführungen in der Ölmühle mehr über die Fasnet und wachsen mit dem Brauchtum auf. Es gibt also ganz viele Gelegenheiten das Häs in der Fasnet zu tragen. Gschellabstauben, Maskenvorstellungen, Schrättelestanz, Umzüge in Waldsee und natürlich an allen Auswärtssprüngen.

Die Obfrauen und Maskenbetreuer…

freuen sich, wenn zum G’schellabstauba, Schrättelestanz und zur Schulstürmung immer wieder neue Gesichter dazu stoßen. Das Schulzentrum im Döchtbühl und die Eugen-Bolz-Schule sind groß und die Weißnarren (sowie die anderen Maskengruppen) können immer Verstärkung gebrauchen. Es können nie zu viele sein! Unterstützung wird auch für die Funktion als Maskenordner gesucht. Vor allem bei den beiden heimischen Umzügen, da in Waldsee selber erfahrungsgemäß viele Weißnarren mitspringen und die Betreuer oft Doppelfunktionen ausüben.

Hast du Lust dabei zu sein und die Waldseer Fasnet weiterzutragen? Als ordnende Hand aktiv zu sein und für Fragen zur Seite zu stehen? Sprecht uns Maskenbetreuer einfach und unverbindlich an. Wir sind eine fasnetsbegeisterte Gruppe, die sich gerne auch unterm Jahr trifft. Mach einfach mit!

Kontakt über Sabine Eichhorn: sab.ulli.eichhorn@gmx.de

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